Sigrid Dreyer alias OMA
19.6.2006
Gewichtiges Problem
Steig ich des Morgens täglich auf die Waage,
so stellt sich mir stets neu die bange Frage:
Warum schlägt jetzt der Zeiger weiter aus,
wird das so weitergehen alle Tage?
Erst gestern hat der Hosenbund gekniffen.
Was ist zu tun, dass ich nicht ganz verzage?
Wie wird sie wirken, meines Leibes Mitte,
wenn ich im Urlaub Badekleidung trage?
Erfahrung hat gezeigt, es nützt nicht viel,
wenn joggend ich um Häuserblöcke jage.
Die Lösung des Problems, ich kenn sie wohl,
die mich befreit aus kiloschwerer Lage:
Nicht nötig ist es, dass abrupt ich faste,
von jetzt ab nur am Hungertuche nage.
Nein! Es genügt ein Sahnetorten-Aus,
Zeit wird’s, dass dieser Droge ich entsage.
Doch tief in mir erhebt sich leis‘ die Klage:
O Schlankheitswahn – du bist ‘ne arge Plage!
15.6.2006
Ghasel für JJ1
Seit Tagen ist man hinter einem Bär,
um ihn zu fangen, eifrig hinterher.
Er mordet Schafe, holt sie von der Weide
und nimmt nur Herz und Leber zum Verzehr.
Er plündert auch private Bienenstöcke,
des Honigs Süße schätzt der Bruno sehr.
Er liebt die Wanderschaft durch unsre Berge
und streift durch Wald und Täler kreuz und quer.
Er scheut sich nicht, auch Menschen nah zu kommen,
die Angst geht um und ständig wird sie mehr.
Mit Bärenhunden suchen ihn die Finnen,
doch ihn zu stellen, war bisher zu schwer.
Doch irgenwann gelingt die Hetz auf Petz,
und man erlegt ihn mit dem Schießgewehr.
Dann endlich hat die liebe Seele Ruhe –
so viel zum Thema Bärenwiederkehr !
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Hugo Schulze
21.6.2006
Ein heißer Tag
Nie ist es recht! Die Sonne ist kein Segen;
brennt sie zu heiß, dann wünschen wir uns Regen.
Der Rasen wird schon gelb, und manche Blumen
– heiß von der Glut – sich schlapp zur Seite legen.
Ich fühle mit den Blumen, die verdursten.
Das Joggen fällt heut aus für mich, den Trägen.
Aus einem Nachbargarten klingt es schrill.
Herr Fleißig ist selbst heute stramm beim Sägen.
Doch mein Verständnis hierfür, das hat Grenzen.
Ich häng herum und mag mich kaum bewegen.
Die Luft ist schwül; die Kehle lechzt nach Kühlem;
drum schlurf ins Haus ich – der Getränke wegen.
Auf der Terrasse, merk ich, ist 's noch heißer.
Sie ist voll Sand. Man müsste sie mal fegen.
Da – plötzlich ein Geräusch, ein fernes Grollen.
Ich will so gern die kühne Hoffnung hegen.
Ganz schnell verdunkelt sich der blaue Himmel.
Ein Blitz zuckt übern Lindenbaum verwegen.
Der Regen fällt, erst zaghaft, dann rasanter
Noch nie war mir so wohl bei Donnerschlägen!
Markus Weiß 16.6.2006
WM-Fieber
Warum nicht hier mal Aktuelles wagen?!
Ghasele dürfen Zeitgemäßes sagen!
Und aktuell bei uns zur Zeit in Deutschland,
das ist der Fußball. Hier kommt er zum Tragen.
Ganz groß: WM! Seit einer Woche Fieber,
für manche Frohsinn, doch für andre Plagen.
Seit Wochen sieht man bunte Fahnen flattern,
weht Schwarz-Rot-Gold in allen Lebenslagen.
Man kann sich kaum der Euphorie entziehen
hin bis zum Tag der Frage aller Fragen:
Wer wird null-sechs der Weltmeister im Fußball?
Noch sind wir „drin“, noch heißt es nicht: verzagen!
Es wird gehofft von einem Spiel zum andern,
nicht auszudenken: all das Weh und Klagen,
wenn Deutschland patzt; als gäb 's nicht andre Sorgen.
Mir schlägt WM gewiss nicht auf den Magen!
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Renate Golpon
28.6.2006
Fußballprofis
Es ist schon so: Er lebt mit „Kaisers“ Gnaden,
hat er die „gottgewollten“ Kickerwaden!
Halbgott im Spielfeld: hehrer Fußballprofi;
sein Leben läuft nicht krumm, nur auf Geraden.
Als Star kommt er herum, ist hier und dorten
und fühlt sich selten sesshaft – gleich Nomaden.
Wir sehen Sonnenseiten, meinen, Profis,
die würden täglich in Champagner baden.
Oft Weiberwechsel, Jetsetflüge, Partys,
dann wieder Scheidung, neue Eskapaden!
Doch alle Trainingsstunden, die da waren,
dass Bälleköpfen gab dem Hirn 'nen Schaden,
das sehn wir nicht. Auch bei den Fußballprofis
hängt oft das Leben nur am seidnen Faden!
Was lehrt uns das? Wir schauen nicht dahinter,
sehn, was wir wolln: die schmucksten der Fassaden.
Macht leckres Obst uns oft den Mund auch wässrig:
Der schönste Apfel birgt mitunter Maden!
20.6.2006
Urlaubsplanung
Nun können bald wir in die Ferien fahren,
ob an die Nordsee, auf die Balearen,
wohin auch immer – Urlaub ist gleich Freude.
Bereits im Frühling locken die Fanfaren.
Man wälzt Prospekte, schaut in Kataloge,
checkt die Finanzen, alle Mittel (baren).
Ist reichlich Geld da, geht es an die Planung.
Nur nicht nach Holland, da war man seit Jahren!
Ob Spanien, Schweiz, ob Österreich, Italien –
man liegt sich – wie alljährlich – in den Haaren.
Die Kinder möchten wieder an die Küste.
„Nein, bloß nicht! Diese Urlauber in Scharen
sind mir ein Graus!“ sagt Vater sehr energisch.
Die Urlaubsplanung: hoffnungslos verfahren.
Dann plötzlich hat der ganze Spuk ein Ende.
Urlaub ade – dank Niederkunft von Karen!
19.6.2006
Hoch die Tassen!
Wie jedes Jahr lud ein zum Sommerfeste
mein Bruder sich den Garten voller Gäste.
Ob Groß, ob Klein, ein wildes Durcheinander.
Ihm sei 's verziehn; er will stets nur das Beste.
Der Garten bunt; die Bäume spielen Fasching.
Mit Luftballons sind dicht behängt die Äste.
Klein-Susi quakt. Ihr Kuchen fliegt vom Teller.
Mama winkt ab. „Am besten ist, man lässt se!“
Jetzt heult Karl-Heinz, weil Vetter Klaus per Schlauch
ihm Hemd und Hose stark mit Wasser nässte.
Die Tante reicht mit Schwung dem Opa Sahne,
der wiedrum klagt, dass hier man ihn ja mäste.
Großonkel Gerd, der fummelt an der Pfeife.
Mariechen mault, dass er die Luft verpeste.
So läuft die Zeit; um zehn herrscht endlich Ruhe.
Die Hausfrau stöhnt und sammelt ein die Reste.
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