Pantune von Renate Golpon 
Gartenidylle  
Juli 2008   
Abwechslung     Mens sana  
Aprilwetter     Endlich Ruhe  
Pflicht und Kür  
Schweinehund     Rote Welle  
Keine Bach-Fuge  
Sterne  
Maiklingelei  
Chef-Rabauke  
Umverteilung  
Musenküsse  
Gedanken  
Sonntagsüberraschung  
Nur für einen Augenblick  
Muttertag 11.5.2008  
Gefräßige Schnecken  
Doppelt gebrannt  
Immunität aufgehoben  
So viele Töne …  
Irgendwie ähnlich  
Zeit: ein rares Gut  
Frösche und gute Menschen   
Sphären schneiden  
und noch viel mehr Pantune  

Pantun von Peter Pistill
Pfingstphantasie  

Pantune von Peter Pistill
Pfingstphantasie  Traumzeit   Haar  
Das Antlitz    

Pantun von Sören Schneider 
Tag für Tag  

Pantune
von Hugo Schulze
Ungesunde Alternative  
Heckenschütze    


Pantune
von Tom Truchsess  
Lotosteich von Ubud (Bali)  
Bernstein, Löwenzahn, Garten
Die Katze (Bastet)     

Pantune
von Markus Weiß  
Muttertag am 11.5.2008  
Kynologie, Befehl von „oben‟,
Alle Tage ist kein Sonntag
   

  

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Renate Golpon            

Der innere Schweinehund

Schweinehund sagt gern: „Na und?!"
Was er heute mir empfahl?
„Zu viel Sport ist ungesund!
Mach dir nicht den Tag zur Qual!"

Was er heute mir empfahl?
„Steh nicht auf, bleib lieber liegen!
Mach dir nicht den Tag zur Qual!
Morgen kannst du dich verbiegen!

Steh nicht auf, bleib lieber liegen.
Geh auch nicht ans Telefon.
Morgen kannst du dich verbiegen!"
Morgen? Ist doch Sonntag schon!

„Geh auch nicht ans Telefon!
Zu viel Sport ist ungesund!"
Morgen? Ist doch Sonntag schon!
Schweinehund sagt gern: „Na und?!"




Renate Golpon

Rote Welle

Ich komm kaum hier von der Stelle!
Alle Ampeln werden rot.
Heute herrscht die rote Welle.
Himmel! Woher krieg ich Brot?!

Alle Ampeln werden rot.
Und ich brauch noch Brot und Milch.
Himmel! Woher krieg ich Brot?!
Vor mir bremst bei Grün ein Knilch.

Und ich brauch noch Brot und Milch,
muss geschwind zum nächsten Laden.
Vor mir bremst bei Grün ein Knilch.
Fast hätt ich 'nen Autoschaden.

Muss geschwind zum nächsten Laden.
Heute herrscht die rote Welle.
Fast hätt ich 'nen Autoschaden.
Ich komm kaum hier von der Stelle!


Pantun? Noch nie gehört!
Deshalb hier die Aufklärung:

Pantun – Plural Pantuns oder Pantune –  ist eine Lyrikform,
die aus Südostasien stammt, aber auch in Europa adaptiert worden ist (Chamisso, Hugo, Baudelaire u.a.).
Üblich sind 4 Strophen zu je 4 Versen (Zeilen).
Die Verse, i.d.R. vierhebig, bestehen aus sieben bis dreizehn Silben.

Jede Zeile im Gedicht wiederholt sich, ist also zweimal zu finden.
Man muss daher auch für jede Zeile zweimal einen passenden Kontext finden, damit sich ein einleuchtender Bezug zum Sinngehalt der umgebenden Zeilen ergibt.

Darüber hinaus zu beachten ist:
Jede Strophe hat vier Zeilen.
Zeile 2 und 4 werden zu Zeile 1 und 3 der nächsten Strophe.
Zeile 3 und 1 der ersten Strophe tauchen erst wieder in der vierten Strophe als zweite und vierte (letzte) Zeile auf.
Reimschema abab (Kreuzreim).
Metrum beliebig, meist Jamben, aber immer durchgängig, also kein Metrumwechsel. In nebenstehenden Beispielen sind es vierhebige Trochäen.

Das übliche Versmuster ist demnach:
1 – 2 – 3 – 4
2 – 5 – 4 – 6
5 – 7 – 6 – 8
7 – 3 – 8 – 1


Das Pantun durchschaubar gemacht
:

Ich komm kaum hier von der Stelle! (1)
Alle Ampeln werden rot. (2)
Heute herrscht die rote Welle. (3)
Himmel! Woher krieg ich Brot?!
(4)

Alle Ampeln werden rot. (2)
Und ich brauch noch Brot und Milch. (5)
Himmel! Woher krieg ich Brot?! (4)
Vor mir bremst bei Gelb ein Knilch. (6)

Und ich brauch noch Brot und Milch, (5)
muss geschwind zum nächsten Laden. (7)
Vor mir bremst bei Gelb ein Knilch. (6)
Fast hätt ich 'nen Autoschaden. (8)

Muss geschwind zum nächsten Laden. (7)
Heute herrscht die rote Welle. (3)
Fast hätt ich 'nen Autoschaden. (8)
Ich komm kaum hier von der Stelle
! (1)

Das Pantun wirkt vor allem durch die Verswiederholungen im vorgegebenen Rhythmus. Wer nach Belieben Zeilen wiederholt,
der schreibt kein Pantun, sondern ein Irgendwie-Gedicht,
das keiner lyrischen Form zugeordnet werden kann.

© Renate Golpon, 18.4.2008
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